Marc's Blog
Extrem-Höhenbergsteiger - AdventurerBlog – Expeditionen
2023 Manaslu – 8.163 m: Achthöchster Gipfel der Welt
Um mich dem Aufstieg einer der Höchsten zu stellen, habe ich mich über die letzten fünfzehn Jahre Berg für Berg an die Achttausender herangetastet. Die körperliche Vorbereitung, um den technischen Schwierigkeiten des Berges gewachsen zu sein und die über 30 Kilo Material schultern zu können, dauerte anderthalb Jahre. Noch wichtiger war neben der körperlichen die mentale Vorbereitung, um den aufkommenden Strapazen und geistigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Da halfen zum Beispiel Meditation und Yoga.
Am 5. September 2023 startete ich in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Von da führte mich ein zehntägiger Marsch an den Fuß des Manaslus. In Begleitung einheimischer Sherpas ging es in das Basislager auf 4800 Metern Höhe. In den folgenden 4 Wochen bildete ich mit meinem Team eine Hochlagerkette, zwischen der wir uns hin und her bewegten, um einerseits das notwendige Equipment nach oben zu schaffen, andererseits um uns zu akklimatisieren und uns an die Höhe zu gewöhnen. Als dann alles vorbereitet war und wir uns gut fühlten, und das vorausliegende Wetterfenster einigermaßen stabil vorhergesagt war, konnte der Weg zum Gipfel gewagt werden. Es blieb bei einem Gipfelversuch. Und am Ende entscheidet der Berg.“
Am Ende ist es keine Entscheidung. Am Ende ist es Menschlichkeit.
2021 Himlung Himal: Bergriese mit Blick auf Tibet
Unsere Expedition begann in Kathmandu, von wo aus wir einen Tag mit dem Bus bis an den Rand den Himalayas fuhren. Von dort ging es mit Geländefahrzeugen hinein ins Gebirge, bis die „Straße“ aufhörte.
Es folgte ein Trekking bis ins Basislager des Himlung Himals. Als wir das letzte Dorf namens Phu und weitere acht Tage hinter uns gelassen hatten, erreichten wir schließlich das Camp in 4800 Metern Höhe. Auf unserem Weg konnten wir bereits die ersten Blicke auf den Gipfel des Himlung Himal werfen.
Bevor wir jedoch mit unseren Akklimatisierungs- und Transporttouren zwischen den Höhenlagern begannen, führten die Nepalesen eine Puja Zeremonie durch, bei dem die buddhistischen Götter milde gestimmt und dem Expeditionsteam ein sicherer Aufstieg ermöglicht werden soll. In den zwei Stunden Zeremonie segnen extra aus dem Dorf aufgestiegene Mönche sämtliche Teilnehmer und sogar deren Ausrüstung. Ein für alle besonderes Erlebnis.
Der Gipfel war nur noch wenige Meter entfernt, als der zuvor aufgezogene Kältesturm so stark wurde, dass ich mich dazu entschied, auf den höchsten Punkt zu verzichten. Eine gute Entscheidung, da ich an Fingern, Zehen und Nase schon Erfrierungen spürte. Diese werden verheilen. Andere Teilnehmer des Teams hatten weniger Glück. So brachte mir der Himlung Himal einmal mehr die Demut vor der Macht des Berges bei, aber setzte mir auch die Sehnsucht nach den ganz hohen Bergen in das Herz und den Kopf.
2020 Mont Blanc: Berühmter Riese der Alpen
Als höchster Berg der Alpen gehört der Mont Blanc in Frankreich in das Repertoire eines jeden Höhenbergsteigers. Jedoch haben die rund 4810 Meter Höhe auch ihre Tücken.
Gerade mal sechs Tage sollte es dauern, bis wir den Gipfel des Mont Blanc erklimmen sollten. Aber der Weg dahin hat es in sich.
Jeder, der es über den Normalweg versucht, muss das berüchtigte Grand Couloir (dt: „großer Korridor“) auf ca. 3340 Meter passieren. In dieser Rinne ist 24 Stunden Steinschlag angesagt, was das Durchqueren der 800 Meter hohen und 150 Meter breiten Schlüsselstelle zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit macht. Tatsächlich verunglücken hier regelmäßig Bergsteiger.
Wir haben es zum Glück heil zum Gipfel und wieder zurückgeschafft, sodass wir uns am nächsten Tag noch mit einer Kletter-Genusstour über den Cosmique Grat bis zur Aiguille du Midi (3842 Meter) belohnen konnten.
2019 Pik Lenin: Am Ende entscheidet der Berg
Der weiße Riese lässt schon erahnen, dass der Aufstieg ein Unterfangen der wildesten und kältesten Art wird – und dass er das letzte Wort hat, was seinen Gipfel angeht. Der Pik Lenin ist mit 7134 Metern der höchste Berg der Transalai-Kette, welche die Grenze zwischen Tadschikistan und Kirgisistan markiert, als fünfhöchster Gipfel des zentralasiatischen Pamir-Gebirges.
Von Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, ging es mit dem Inlandsflieger nach Osch, und von dort aus fuhren wir mit dem LKW zum Eingang des Nationalparks. Zwei Stunden von dort aus erreicht man das Basislager auf 3600 Metern Höhe. Akklimatisierungstouren brachten uns auf über 5000 Meter.
Auf diesen Touren, die auch zum Materialtransport zu den Hochlagern dienen, sind auch schon einige besondere Herausforderungen zu meistern, wie z.B. die vielen Gletscherspalten auf dem Leningletscher. Breite schwarze Löcher und Spalten, über die nur ein schmaler Eissteg führt. Darunter oft 30 bis 40 Meter: nichts.
Doch das war lange nicht die größte Probe, auf die uns der Pik Lenin stellen sollte. Während auf den Akklimatisierungstouren bis auf über 6000 Meter noch kein Wölkchen den Himmel trübte, zog zwei Tage vor dem Gipfelvorstoß eine mehrtägige Schlechtwetterfront mit Schnee und Eis auf. Die Aussicht auf harte Minusgrade, Sturm und erhebliche Lawinengefahr bewog uns zur Umkehr.
Am Ende entscheidet der Berg. Ich werde den weißen Riesen trotzdem in guter Erinnerung behalten.
2017 Mount Toubkal: Afrikanische Winterbesteigung
Der Mount Toubkal ist mit 4167 Metern der höchste Berg Nordafrikas. Auf seinen Gipfel führte mich keine Expedition, jedoch überraschte der winterliche Anspruch des Atlas Gebirge.
Gemeinsam mit meiner Bergsteiger-Freundin Claudia Kirchner, die mit mir schon am Aconcagua gelitten hatte, ging die Tour zunächst bis zur französischen Alpenvereinshütte auf 3200 Metern Höhe. Nach einer für Höhenbergsteiger recht komfortablen Nacht machten wir uns an den Gipfel – und der hatte es in sich.
Die nordafrikanischen Winter in dieser Höhe sind nicht zu unterschätzen – es war lausig kalt und der Aufstieg vereist. Jedoch konnten wird diese einwöchige Tour trotzdem erfolgreich abschließen.
2016 Aconcagua: Lehrreicher Berg
Doch zunächst schien uns der Argentinier wohlgesonnen. Die Expedition gelangte zügig ins Basislager ‚Plaza de Mulas‘ auf 4260 Metern Höhe.
Von dort aus bewegten wir uns in den folgenden Tagen zur Akklimatisierung, also Höhengewöhnzeit, und Materialtransport zwischen diesem und drei Hochlagern: Lager 1, das ‚Plaza Canadá‘ genannt wurde und sich auf 5050 Metern befand, Lager 2, namens ‚Nido de Cóndores‘ auf 5350 Metern und dem Lager 3, ‚Colera‘, auf 5950 Metern Höhe. Das waren zehn lange, kräftezehrende Tage bei minus 20 Grad.
Als es schließlich vom dritten Lager aus gen Gipfel gehen sollte, verließen mich nach Windgeschwindigkeiten von 80-100 km/h endgültig meine Kräfte und auf ca. 6500 Metern Höhe beschloss ich umzukehren. Die Gipfel treiben einen an, aber ein gelungenes Scheitern lehrt einen überhaupt in dessen Nähe zu gelangen. Dennoch hat mir diese Expedition einige schöne Geschenke gemacht, wie zum Beispiel diesen spektakulären Sonnenuntergang an meinem 38. Geburtstag
2014 Stok Kangri: Mein erster 6000er
Die Akklimatisierung, also die Gewöhnung an die Höhe, erfolgte innerhalb der ersten zwei Wochen, in der wir das Bergmassiv umrundeten und langsam aber sicher immer höher stiegen. Wer sich schon mal gefragt hat, wie man sich auf diesen Expeditionen verpflegt: Ein Koch samt Kochzelt und Outdoor-Küche versorgt die Truppe. Auf dieser Tour gab es typisch indisch – viel Reis, Gemüse und Kartoffeln.
Nach vierzehn Tagen sind wir im Basislager angekommen – bereits auf knapp 5000 Metern Höhe. Von da aus ging es weiter Richtung Gipfel. Die unwirkliche Landschaft der Bergwelt, der Ausnahmezustand des Kopfes, die Höhe, die an deinem Körper und deinen Gedanken zerrt – all das entlädt sich in dem besonderen Moment, an dem man den Gipfel erreicht.
In der Viertelstunde, die ich auf der Krone des Stok Kangri verbracht habe, habe ich nur geweint.
2012 Zugspitze: Viererlei Berg
Dabei teilt sich der Aufstieg durch das Höllental in vier Etappen. Den Start macht eine einfache, aber steile Wanderung durch die Höllentalklamm. In Abschnitt zwei wirds zunächst flacher, dann folgt schon ein bisschen Kraxelei. Etappe drei geht quer über den Höllentalferner mit seinen vielen Spalten, und je nach Jahreszeit über die heikle Randkluft zum Finale, dem Höllental-Klettersteig, der bis zum Gipfel führt.
Vielfältigkeit macht den Weg auf die Zugspitze so spannend und schön – mit seinen 2962 Meter Höhe Deutschlands höchster Berg. Eine echte Genusstour für jeden Bergsteiger!